Eine tolle Bilanz und noch viel vor
Seit 2015 betreut der NABU Henneberger Land die (noch)kreisfreie Stadt Suhl, den Landkreis Hildburghausen und den Landkreis Sonneberg.
Auf der Jahresversammlung 2016 haben wir uns vorgenommen, unsere naturschutzfachliche Arbeit weiter in den Mittelpunkt zu stellen. Der Aktionsplan 2020 wurde beschlossen. Mitglieder, die sich einem Problem besonders zugewandt haben, übernahmen zur Lösung die Koordinierung. Nach einem Jahr Forschen und Entdecken können bereits Ergebnisse vorgewiesen werden.
Zwei Jahre nach seiner Gründung ist die Bilanz des NABU Henneberger Land positiv. Jährlich fallen Pflegearbeiten in besonderen Biotopen an. Sie ermöglichen, die Biodiversität auf diesen Flächen
zu erhalten und zu verbessern. Dazu gehören Biotope bei Marisfeld, Lengfeld und Häselrieth, am Wettersberg, an der Erletorsperre und im NSG „Harzgrund“. Es gelang die langjährig betriebene Pflege
des Kalk-Halbtrockenrasen „Teufelsloch“ bei Marisfeld mit Hilfe von Asylbewerbern aus der Erstaufnahmeeinrichtung Suhl-Friedberg. Federführend waren daran Kirsten Voigt, Andre Storch und Hartmut
Kempf beteiligt.
Zur positiven Bilanz gehören auch die periodisch wiederkehrenden Vorhaben wie die Maßnahmen bei den Amphibienwanderungen, die Stunde der Winter- und Gartenvögel, die dazu gehörigen
Vogelstimmenexkursionen in Suhl, Schleusingen und Hildburghausen. Dr. Alfons Kurz betreut in den Wintermonaten die Wasservogelzählungen am Bergsee Ratscher ebenso wie das Kormoran-Monitoring, das
auch Fischer und Angler interessiert. Bernd Neumann hat sich den Eulen verschrieben und in den Jahren bemerkenswerte Fakten zu den Vorkommen im Gebiet gesammelt. Als Freund der Pflanzenfotografie
hat Georg Sommer bereits unzählige sehenswerte Bildserien gefertigt und in Vorträgen präsentiert.
Die Erfahrungen der Mitglieder auf den unterschiedlichsten Gebieten des Natur- und Artenschutzes ermöglichen, den Blick immer wieder auf neue Tier- und Pflanzengruppen zu richten. So bringt
Kristina Thiers über 30 Jahre Erfahrung bei der Igelbetreuung mit und vermittelt sie weiter.
Hinweisen aus der Bevölkerung wird nachgegangen, wenn dabei vermutet wird, dass umweltschädlich vorgegangen wurde. Jedoch ist nicht alles, was z.B. an einem „unordentlichen“ Wald stört, auch
naturschutzfachlich falsch. Viele Tiere und auch Pflanzen benötigen eine gewisse „Unordnung“, um überleben zu können. Da wird in Zukunft noch mehr Aufklärungsarbeit zu leisten sein. Besonderes
Interesse galt auch wieder speziellen Lebensräumen wie dem Wettersberg und einigen Arten wie den Orchideen, dem Biber, den Schwalben und anderen.
In der Öffentlichkeit war der NABU präsent: mit einem neuen Stand zum Zootag und zum Tierparkfest in Suhl, bei befreundeten Parteien und Vereinen, aber auch bei touristischen Events.
Hervorzuheben sind da vor allem die Pilzausstellungen, die von Hartmut Kempf und Mitgliedern der Mykologischen Gesellschaft ausgestaltet wurden.
In der so wichtigen Kinder- und Jugendarbeit haben Irina und Marianne Herrmann an 8 Grundschulen unserer Gebietes Gruppen aufgebaut, in der sich fast 100 Kinder wöchentlich mit der Natur und
Umwelt beschäftigen. Dabei ist auch eine die NABU Gruppe „An den Gleichbergen“ in Römhild/Milz entstanden. Lothar Schüler sammelt alle Spürnasen von 6-16 und alle interessierten Naturfreund um
sich, damit die Juwelen des „Grünen Bandes“ und auch Biber, Schwalben & Co des Gebietes weiterhin einen guten Lebensraum vorfinden. Mit Leittierarten, aktuellen Themen in den Orten und viele
tolle Beobachtungen draußen konnten überall Kinder begeistert werden.
Bereits zum dritten Mal wurde ein Feriencamp im Sommer in Schöndorf/Plothener Teichgebiet gestaltet. 90 Kinder zwischen 7 und 12 Jahren erlebten so eine tolle Woche voller Spannung und Abenteuer.
Die Zusammenarbeit mit der Staatlichen Grundschule Saalfeld-Gorndorf wird weitergeführt. Innerhalb des Zeitraumes entstanden Kooperationen mit unterschiedlichen Partnern. Mit dem
Frauenkommunikationszentrum Binko in Hildburghausen erfolgte ein grundsätzlicher Start einer auf längere Zeit angelegten Zusammenarbeit. In 2015 boten wir erstmals eine Tagestour in ein besonders
geschütztes Gebiet in Thüringen an: es ging in den Nationalpark Hainich mit dem Besuch des Wildkatzendorfes Hütscherode und des Baumkronenpfades. Dieser erfolgreichen Ausfahrt folgte in 2016 der
Besuch im Plothener Teichgebiet und in Ziegenrück. Auch das war ein voller Erfolg.
Hartmut Kempf, Marianne Herrmann
Eine neue Kormoranverordnung soll den Kormoran schützen
Der Kormoran ist heute wieder auf jedem größeren Gewässer zu Hause. Als Motor für die rasante Entwicklung wird außer dem Schutz noch ein
weiterer Grund diskutiert. So fehlen natürliche Feinde, die den Kormoran „regulieren“ könnten. Doch von einem stressfreien Leben ohne Feinddruck kann keine Rede sein: Nach seiner Rückkehr an
deutsche Seen, Flüsse und Küsten wird der Kormoran wieder zu Tausenden geschossen und vertrieben, auch in Thüringen.
Bewirkt das Abschießen von Kormoranen eine Senkung des Kormoranbestandes in Thüringen? Klare Antwort: Nein! Natürlich hört man von Anglern: „Jeder geschossene Kormoran ist ein Fischfresser weniger.” Aber diese sehr einfachen Hoffnungen auf Bestandsminderung durch Abschuss haben sich in der Wirklichkeit nicht erfüllt. Die Zahl der Abschüsse führte nicht zur Senkung des Bestandes um den
entsprechenden Betrag. Beispiel: Mitte Dezember 2010 wurde ein Kormoranbestand von 852 Vögeln in
Thüringen als Gesamtbestand ermittelt. In der Weihnachtszeit und insbesondere am Silvestertag 2010 wurden allein 170 Kormorane in Thüringen als geschossen gemeldet. Mitte Januar 2011 war der Bestand sogar trotz der zahlreichen Abschüsse um mehr als 200 Vögel gegenüber
Mitte Dezember auf 1069 Kormorane gewachsen. Die Zahl der in Thüringen im Winter anwesenden Kormorane hängt nicht von der Zahl der Abschüsse ab.
Sie hängt von der Summe des vom Kormoran nutzbaren „Nahrungspotentials Fisch” ab. Wenn Eisdecken dieses Potential unzugänglich machen, dann kommt es zur bekannten „Winterflucht” der Vögel und so
sinkt der Kormoranbestand. Wenn Tauwetter das Eis schmelzen lässt und die Fische wieder erreichbar macht, dann steigt die Zahl der Kormorane. Aber
wir sollten gemeinsam sehr viel intensiver darüber nachdenken, wie man die Fischarten der „Roten Liste” dort schützen kann, wo sie noch leben. Wir sollten uns nicht auf die Frage beschränken, wie
man Kormorane bekämpfen kann. Der sicherste und effektivste Weg dürfte immer wieder sein, den Vögeln den Zugang zu den zu schützenden Fischen zu verwehren. Das kann lokal begrenzt auch durch „Vergrämungsabschüsse” geschehen.
Dr. Alfons Kurz
In den Wintermonaten vor allem ist es Zeit, nach Bärlapp, Flechten, Pilzen und Moosen Ausschau zu halten. Sie sind besonders gut auch für Laien zu erkennen, da die Vegetation in dieser Zeit ruht.
Insgesamt unternahm Hartmut Kempf 28 Exkursionen zu vermeintlichen Vorkommen. Dabei dienten Erfahrungen und Überlieferungen als Richtungsweiser. Mindestens 6 der bisher bekannten 10 Vorkommen
müssen heute als „erloschen“ gelten. An 4 Standorten konnten jedoch Vorkommen kartiert werden.
Als erstes sei die Steinige Bössel genannt: häufig ist Keulenbärlapp Lycopodium clavatum anzutreffen und Flachbärlapp Diphasiastrum tristachyum. Beide Arten sind aufgrund möglicher Bebauung und einer zunehmenden
Verbuschung gefährdet. Als zweites Gebiet ist der Große Beerberg zu nennen: Sprossender
Bärlapp Lycopodium annotinum und Tannenbärlapp Huperzia selago. Das dritte Gebiet ist der Großer Eisenberg - Keulenbärlapp Lycopodium clavatum, Lycopodium annotinum, Tannenbärlapp Huperzia selago, Alpenbärlapp Diphasiastrum alpinum, Alpenbärlapp Diphasiastrum issleri, Flachbärlapp
Diphasiastrum tristachyum; Gefährdung durch Verbuschung. Das vierte Gebiet ist die Heidelandschaft im Häselriether Forst, auf dem ehemaligen Exerzierplatz: Keulenbärlapp Lycopodium clavatum und Flachbärlapp Diphasiastrum tristachyum. Auch hier besteht die Gefährdung durch Verbuschung.
Weitere Vorkommen sind an allen größeren Felsen (Porphyr und Porphyrite) am Fuß oder in der nächsten Umgebung Tannenbärlapp Huperzia selago, jedoch immer in kleinerer Anzahl, fast nie in größeren Mengen, zu finden. Es sind katastrophale Rückgänge um 90 %
besonders beim Keulenbärlapp Lycopodium clavatum zu verzeichnen.
Im Auftrage der UNB Suhl sorgten Mitglieder unseres Verbandes an der Steinigen Bössel durch die Entfernung von Aufwuchs für bessere
Lebensbedingungen der Bärlapparten. Bei voraussichtlicher Bebauung im Gewerbegebiet Friedberg wird das dort vorhandene Bärlappvorkommen umgesetzt. Am Großen Eisenberg waren Mitglieder des NABU
und des BUND Sonneberg gemeinsam am Werke, um Aufwuchs zu entfernen.
Hartmut Kempf
Es werden in Suhl 1430 m Krötenschutzzäune betreut
Seit vielen Jahren haben Naturschützer dem Amphibientod an den Straßen den Kampf angesagt. An sechs verschiedenen Verkehrsknotenpunkten der Stadt Suhl sind Naturschützer Jahr für Jahr aktiv,
stellen Krötenschutzzäune auf, tragen Kröten über die Straße und überprüfen die Laichgewässer. Ohne dieses vielfache Engagement wäre es um unsere Frösche und Kröten deutlich schlechter bestellt.
Nachts nicht kühler als fünf Grad Celsius, feucht und nicht zu windig – so sieht anständiges Amphibienwetter aus. Kröten, Frösche und Molche sind dann zu ihren Laichgewässern unterwegs. Diese
Zeit muss abgepasst werden, denn die Zäune müssen rechtzeitig aufgebaut werden und sollen aber wegen der Rückwanderung nach der Laichablage auch nicht mehr an den Straßenrändern stehen.
Bereits seit 1994 dokumentieren NABU-Mitglieder das jeweilige Wandergeschehen in Suhl. Aus anfangs drei Knotenpunkten sind inzwischen 6 geworden, an der sich auch Aktive außerhalb unseres
Verbandes beteiligen. Eine gute Zusammenarbeit gibt es mit der UNB Suhl.
Aus den uns vorliegenden Zahlen sind die Wanderungen zum Teil stark schwankend, aber insgesamt rückläufig. Der Witterungseinfluss scheint einen großen Einfluss auf die Wanderungen zu haben. Hier
gilt es, mit der Landesarbeitsgemeinschaft Feldherpetologie die Daten auszuwerten und Rückschlüsse zu ziehen.
Andre Storch
Bildungsangebote an 8 Schulen in unserem Bereich in Südthüringen
Kinder sind neugierig und haben ein großes Interesse an Tieren und Pflanzen. Die Natur bietet so viele spannende Beschäftigungsfelder. Mit dem Angebot für Schulen hilft der NABU, typische
Kinderfragen wie "Welcher Vogel ist das?" zu beantworten. Die Gruppen sind viel draußen, entdecken und erleben die Natur vor der eigenen Schultür. Dabei wird Wissen vermittelt und zum
naturschutzfachlich relevanten Handeln animiert. Den Teilnehmern werden Spielideen für draußen vorgestellt und gleich erprobt. Nachdem die Tätigkeit innerhalb des Modellprojektes
„Kommunalisierung der Horte in Thüringen“ nicht mehr möglich war, galt es neue Wege in der Zusammenarbeit zu gehen. Bisher zeigte sich die Zusammenarbeit auf der Grundlage eines
Kooperationsvertrages zwischen NABU und den Schulen als gangbarer Weg. Ziel ist es, die Schulen in der umweltpädagogischen Arbeit zu unterstützen. Das geschieht durch das Angebot von
Arbeitsgemeinschaften und Workshops zu Themen, die die Schulen und die Kinder sich wünschen. Darüber hinaus werden solche Aktionen wie „Erlebter Frühling“, Vogel des Jahres, Bat-Night und Langer
Tag der Natur in die Schule und Elternschaft hineingetragen. Daraus erwächst für den Verband eine Stärkung der Basis durch eine Mitgliedschaft.
Weitere Schulen und auch Kindergärten würden gern ebenfalls eine Kooperation mit dem NABU eingehen. Dazu bedarf es einer personellen Verstärkung. „Wir wenden uns an Seniorinnen und Senioren in
der nachberuflichen Phase und an Menschen, die sich beruflich umorientieren wollen. Wer Interesse an einer regelmäßigen Arbeit mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter hat, möge sich bei
uns melden. Wir bieten in 2017 einen mehrstündigen Workshop an, in dem der Ansatz der Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt wird sowie Wissen und Können als Begleiter für den Einsatz in
Kindergärten und Grundschulen in Thüringen“, gibt Marianne Herrmann einen Ausblick .Meldungen an den Vorstand des NABU, telefonisch oder schriftlich, auch per mail.
Marianne Herrmann
Seit 30 Jahren kümmere ich mich um verletzte und verwaiste Igel. Leider ist das mit meiner neuen Wohnsituation nicht mehr vereinbar. Deshalb gebe ich mein Wissen über den Igel gern an
interessierte Bürger weiter. So vor allem bei Besuchen in Schulen, bei Festen und Veranstaltungen von Vereinen sowie in Kindergärten. In 2016 besuchte ich u.a. die Kinder der NABU-Gruppe in Milz,
in Schleusingen und Zella-Mehlis sowie die NABU-Arbeitsgemeinschaft in der Himmelreichschule in Suhl. Mehrfach war ich mit der Suhler Zooschule bei vielen Veranstaltungen in kleineren Orten,
wobei dort die Besucher wissen wollten, wie igelfreundliche Gärten aussehen sollen. Bei den Treffen mit Kindern hatten auch die Eltern etliche Fragen zum Igel und zu igelfreundlichen Gärten.
Information und Aufklärung zu diesem Wildtier war auch auf der EGA sehr stark gefragt. Z. Z. kann mich bei den Treffen immer mein jetziger Pflegling, der 12jährige Igel Schnuffel begleiten.
Gelungen war ein Nachmittag bei der Erfurter NABU-Kindergruppe im dortigen Naturkundemuseum. Die Kinder stellten viele Fragen. Der Höhepunkt war aber, dass Schnuffel gleich das neu gebaute
Igelhaus angenommen hat. Die Eltern, die ihre Kinder nach der Veranstaltung abholten, stellten auch gleich noch Fragen u.a. zu igelfreundlichen Gärten und zum Futter und Trinken. Uns liegen
leider keine Daten über die Besiedlung des Braunbrustigels vor. Ich will eine Übersicht über Igel–Vorkomme n in unserem Gebiet erstellen. Wer Igel im Garten hat, sollte sich bei mir (Tel.
03681/304401) melden. Noch ein Tipp für 2017: Bereiten Sie dem Igel in Ihrem Garten eine Überraschung, indem Sie ihm ein Igelhaus bauen. Eine
Anleitung und weitere Tipps finden Sie unter http://igel-in-bayern.br.de/
Kristina Thiers
Facharbeit ist auf vielen Gebieten möglich
Nachdem seit Jahren in unserem Gebiet kein nennenswerter Mitgliederzuwachs zu verzeichnen war, wir aber immer öfter feststellen mussten, dass unsere Mitglieder immer älter werden, galt es nach
neuen Wegen zu suchen, wie wir diesem Trend entgegen treten können. Dazu fanden viele Erfahrungsaustausche mit Vorständen anderer NABU-Gliederungen statt, die ähnliche Probleme meistern mussten.
Unsere Aktiven sind fast alle noch im Berufsleben. Ihre Freizeit ist knapp und soll auch für die eigentlichen Beobachtungen zur Verfügung stehen. Deshalb griffen wir auf das Angebot der
professionellen Werbung zurück. Von Mai bis August 2016 wurde Ort für Ort und Straße für Straße abgegangen und die Einwohner nach einer Unterstützung
für den Naturschutz und damit für den NABU gefragt. Wir begrüßen alle neuen Mitglieder in unserem Verband recht herzlich und wir wünschen ihnen, dass sie erstaunliche Beobachtungen machen, die
sie mit allen teilen. Bisher haben sich Naturbesessene, Laien und Fachleute in Gruppen zusammen gefunden: Ornithologie allgemein oder auch Wasservögel, Schwalben, Kormorane im Besonderen,
Kryptogamen und Wildtiere wie Igel und Biber zusammengefunden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, mit Kindern aktiv die Natur und Umwelt zu erleben (siehe Beitrag „Der NABU ist Partner der
Schulen“). Die Bildung weiterer Gruppen unterstützen wir sehr gerne. Sprechen Sie den Vorstand daraufhin an.
Marianne Herrmann