Viele Pilzfreunde kennen den Orangeroten Becherling, der besonders gern an lehmigen Grabenrändern und Wegrändern im Spätherbst vor reichlichem Schneefall und nochmals während und nach der Schneeschmelze ziemlich häufig werden kann. Die nachfolgend beschriebene Pilzgruppe ist hingegen bei uns noch unbekannt. Prachtbecherlinge, deren Innenseite zinnoberrot und deren Außenseite weißlich bis gelbbraun gefärbt ist, treten sehr selten auf und sind vom Aussterben bedroht. Das Foto zeigt das bisher in unserer Umgebung einzig bekannt gewordene Vorkommen am Kleinen Gleichberg, gefunden am 02.04.2014 von Herrn Hottrop (Fischbach) und Herrn Sommer (Schleusingen). Prachtbecherlinge sind so selten, dass selbst Fachleute wegen Mangel an Belegen kaum die Möglichkeit haben, an äußerlichen Merkmalen die Arten eindeutig zu unterscheiden und auch die bildhafte Darstellung der Fachliteratur ist nicht immer eindeutig. Erst mittels mikroskopischer Untersuchungen kann man die Arten sicher unterscheiden. Auf dem Foto, welches von Herrn Sommer zur Verfügung gestellt wurde, ist wahrscheinlich der Kelchbecherling (auch Zinnoberroter Prachtbecherling) abgebildet, der eine prachtvolle farbige Innenseite und eine hellbraune Unterseite hat, die auf dem Foto am etwas nach oben herumgeschlagenen Becherrand saumartig erkennbar ist. Der Pilz wächst in unteren Berglagen bis in das Flachland auf kalkhaltigem Boden und auf angefaulten Laubholzästen, die ganz im Boden liegen oder halb vergraben sind. Diese Art wie auch zwei weitere Arten (der Linden-Kelchbecherling und der Österreichische Kelchbecherling) können in wintermilden Lagen in Süd- und Mitteldeutschland auftreten und durchaus auch bei uns in wärmebegünstigten Lagen auf entsprechendem Boden gefunden werden. Die Pilzgruppe ist durch die Klimaveränderung in Ausbreitung. An einem Vorkommen offenbar aller drei Arten im Wolfstal bei Lauterbach in der Ehinger Alb weisen Hinweisschilder die Besucher daraufhin, dass diese Pilze nicht entnommen und auch nicht berührt werden dürfen, weil sie zerbrechliche Gebilde darstellen. Wer sie findet, sollte nichts anrühren und sich an einen Pilz-Fachmann zwecks mikroskopischer Bestimmung der Art wenden, der dann ggf. auch Maßnahmen zur Sicherung des Vorkommens veranlasst. Da die Arten manchmal durch den Schnee hindurch wachsen, sind sie auffällig und in der vegetationsarmen Zeit im Frühjahr und nochmals im Spätherbst kaum zu übersehen.
Herzlichen Dank für die fachliche Unterstützung an Familie Meiss (Suhl) und P. Püwert (Sonneberg).
Finden Sie solch einen Vertreter dieser Pilzgruppe oder einen anderen Ihnen unbekannten Pilz, so wenden Sie sich an Hartmut Kempf, NABU Henneberger Land; Tel. 03681.30 69 50